Ein Kontaktstudium mit „Studium in Israel“ – es ist vielleicht die wunderbarste und zauberhafteste Form einer „Fortbildung“ in den Berufsjahren als Pfarrer*in. Im Frühjahr 2023 konnte ich drei Monate in Israel verbringen. „Once in a lifetime“ – einmalig und vielfältig, prägend und herausfordernd zugleich. Warum?
Weil es weniger um „Studieren“ in Hörsälen und Seminarräumen geht. Vielmehr prägen Begegnungen mit zahlreichen Menschen und Orten diese so großzügig geschenkte Zeit. Sicher hilfreich, aber kein Muss: Die Aneignung von wenigen Ivrith-Kenntnissen im Vorfeld – autodidaktisch oder in Volkshochschul-Kursen gelernt – machten mir schon vorher Lust und erwiesen sich als hilfreich.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ sagte einmal der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber, der u.a. an der Hebrew University in Jerusalem lehrte. Begegnungen in aller Vielfalt warten an diesem besonderen Ort. „Studium in Israel“ bietet die Teilnahme an Vorträgen und Studientagen/Blockseminaren aus Judentum, Christentum und Islam ebenso wie zu politischen und soziologisch relevanten Themen sowie an Exkursionen ins Land. Aber auch Begegnung mit Menschen in Palästina und die Wahrnehmung ihrer Probleme steht auf dem Programm.
Das gelebte Judentum ist vielfältig und im Heiligen Land deutlich spürbar: Gespannt habe ich mich auf den vom Shabbat geprägten Wochenrhythmus eingelassen, viele verschiedene Synagogengottesdienste besucht und eine Pessachfeier erlebt.
Andocken konnte ich auch bei „Evangelisch in Jerusalem“ – so lautet das Motto der evangelischen Gemeinde in Jerusalem. Die schönen Gottesdienste, Vorträge, Konzerte oder Filmabende in der Erlöserkirche in der Altstadt mit ihrer ökumenischen Verbundenheit v.a. bei Festen wie Ostern oder Pfingsten waren ein Erlebnis. Und doch blieb immer auch Zeit für eigene Aufbrüche und Schwerpunkte: Wanderungen in Galiläa, Lektüre von Büchern, sich durch Jerusalem treiben lassen und zufällige Begegnungen wahrnehmen. Und sich auch der deutschen Vergangenheit stellen, die aus meiner Sicht bis heute für das Verhältnis Deutschlands zu Israel prägend ist.
Man sollte ein eigenes „Sozialprojekt“ oder eine eigene Fragestellung mitbringen, die man in den drei Monaten des Kontaktstudiums vertieft. Bei mir war das die jüdische Gefängnisseelsorge.
Ein Kontaktstudium mit „Studium in Israel“ bietet für diese grenzenlose Weite der Themen ein wohltuendes Gerüst und gibt Halt. Ja, es ist vermutlich die wunderbarste und zauberhafteste Form einer „Fortbildung“ im Berufsleben.
(Pfarrer Jochen Stiefel, evangelischer Seelsorger in der JVA Heilbronn, Kontaktstudium im Frühjahr 2023)